Familienstück nach Rudyard Kipling
Premiere: 27. Mai 2018
Mitten im Dschungel machen die Tiere eines Tages eine seltsame Entdeckung: ein Menschenbaby. Die Pantherkatze Baghira nimmt sich des Findelkindes an und bringt es bei einer Wolfsfamilie unter, wo es, Mogli genannt, bald heranwächst. Die Wölfe, Balu, der Bär und Baghira zeigen dem Jungen Überlebensstrategien in einer fremden Welt und was Freundschaft und Gemeinschaft bedeuten. Doch der mächtige Tiger Shir Khan duldet nichts Fremdes in seinem Revier und hat es auf Mogli abgesehen. Kaa, die Riesenschlange hat Mogli zum Fressen gern und der größenwahnsinnige King Lui lässt ihn kurzerhand in seine verrückte Affenstadt entführen. Wie das wohl ausgeht?
Seit 1894 begeistern die Abenteuer rund um das Menschenkind Mogli und seine tierischen Freunde die Generationen. Das Dschungelbuch – eine abenteuerliche und poetische Geschichte über Freundschaft, Mut, Gemeinschaft und die Frage danach, wohin man eigentlich gehört.
Inszenierung: Rüdiger Pape
Musik: Matthias Manz
Bühne: Flavia Schwedler
Kostüme: Gabriele Kortmann
Technische Leitung: Harald Witt
Mit: Saskia Kästner (Raksha, Kaa), Marissa Möller (Chil), Dejan Brkic (Balu), Björn Christian Küpper (Puppenspiel), Sven Prüwer (Shir Khan), Charles Ripley (Baghira) und Marius Schneider (Mogli)
Das Familienstück Dschungelbuch war doch schon ein dickes Ausrufezeichen zum Start der Festspielsaison 2018 in Mayen. Mit minutenlangem Beifall bedachte das Publikum die Aktiven auf der Bühne und das Team hinter dem Team, nachdem der Dschungel für rund fünfundsiebzig Minuten im Mayener Burghof lebendig geworden war.
(…) Ein köstlicher Balu (Dejan Brkic), der verdient so viele Lacher erntete, ein eleganter Bagheera (Charles Ripley) und ein herrlich böser Shir Khan (Sven Prüwer) – dieser Dschungel war ein wahres Sammelsurium von skurrilen Figuren, die allesamt ihre Wirkung im Publikum hinterließen. (…) Und dann waren da auch noch die außergewöhnlichen Kostüme, für die sich Gabriele Kortmann verantwortlich zeichnet – keine tierischen Ganzkörperkostüme, sondern so geschickte Akzente, die minütlich mehr Wirkung entfalten und die Phantasie beflügeln. Zumindest die der Erwachsenen Besucher, denn die Kinder sind von der ersten Sekunde an fasziniert und man könnte zeitweise eine Stecknadel fallen hören, so aufmerksam ist das junge Publikum bei der Sache. Und dann das Meisterwerk der Kostümkunst, die Schlange Kaa. Die Darstellung des exzentrischen Reptils durch Saskia Kästner gehört zu den Höhepunkten der Inszenierung. Jede Faser der Akteurin bebt und ist in Bewegung, wobei selbst der hypnotische Blick passt. (…) Insoweit ist das Familienstück tatsächlich so etwas wie die theatralische Eier legende Wollmilchsau. Humor, Unterhaltung, Gesang sowie Anspruch und das passend für alle Altersklassen.
„Das Burgfestspiel-Ensemble präsentierte ein kunterbuntes, artistisches Stück mit fantasievollen Kostümen und Darstellern, die im Drehtür-Effekt des Bühnenbildes auftauchen und verschwinden.“
„Publikum feiert Festspiel-Premiere – Familienstück glänzt mit spielfreudigen Darstellern und groovender Musik. (…) Marius Schneider spielt Mogli mit einer großen Portion übermütiger Lebensfreude. (…) Und bei alledem muss sich Mogli darüber klar werden, ob er Wolf oder Mensch ist, ob er in Dschungel gehört oder nicht. Antworten auf diese Fragen gibt es im dramatischen Finale, das sogar mit einem kleinen Pyroeffekt aufwartet.“
„Publikum feiert Festspiel-Premiere – Familienstück glänzt mit spielfreudigen Darstellern und groovender Musik. (…) Marius Schneider spielt Mogli mit einer großen Portion übermütiger Lebensfreude. (…) Und bei alledem muss sich Mogli darüber klar werden, ob er Wolf oder Mensch ist, ob er in Dschungel gehört oder nicht. Antworten auf diese Fragen gibt es im dramatischen Finale, das sogar mit einem kleinen Pyroeffekt aufwartet.“
Singspiel in drei Akten von Ralph Benatzky
Premiere: 23. Juni 2018
Die Genovevaburg verwandelt sich in das Hotel „Zum weißen Rössl” am Wolfgangssee. Dort bemüht sich Kellner Leopold unverdrossen um die Gunst der Wirtin Josepha Vogelhuber, die aber ihrerseits ein Auge auf ihren Stammgast, Rechtsanwalt Dr. Siedler, geworfen hat. Dieser wiederum interessiert sich für Ottilie, die mit ihrem Vater, dem Berliner Trikotagenfabrikanten Giesecke, im Hotel abgestiegen ist. Auch Sigismund Sülzheimer, der Sohn von Gieseckes Konkurrenten, ist angekommen. Er soll Ottilie heiraten, um dem Konkurrenzkampf zwischen den beiden Firmen ein Ende zu bereiten. Sigismund bemüht sich indessen aber lieber um das reizende Klärchen, die Tochter des armen Professors Hinzelmann. Und dann… kommt der Kaiser zu Besuch!
1930 in Berlin uraufgeführt, war “das Rössl” einer der größten Theatererfolge der Weimarer Republik. 1960 folgte die populäre Verfilmung mit Peter Alexander. Und spätestens mit der Wiederentdeckung 1994 in der “Bar jeder Vernunft” hat die witzige Operette endgültig Kultstatus erreicht. Im Sommer 2018 kommt sie zum ersten Mal in Mayen auf die Festspiel-Bühne. Erleben Sie live die Hits aus dem “Rössl” mit ihrer wunderbaren Mischung aus jazzigen Klängen der Goldenen Zwanziger und feinstem Operetten-Schmäh.
Musikalische Leitung: Laurenz Wannenmacher
Bühne: Flavia Schwedler
Kostüme: Gabriele Kortmann
Choreographie: Marie Anjes Lumpp
Dramaturgie: Petra Schumacher
Technische Leitung: Harald Witt
Mit: Saskia Kästner (Wirtin Josepha Vogelhuber), Marie Anjes Lumpp (Klärchen), Marissa Möller (Ottilie), Jan Nicolas Bastel (Zahlkellner Leopold), Georg Lorenz (Kaiser), Matthias Manz (Giesecke), Sven Prüwer (Sigismund), Charles Ripley (Prof. Hinzelmann), Marius Schneider (Piccolo) und Marco Wohlwend (Dr. Siedler)
LIVE begleitet von unserem „Weißen-Rössl-HOTEL-TRIO“ Laurenz Wannenmacher (Tasteninstrumente), Johannes Huth / David Andres / Oliver Lutz (Bass) und Volker Reichling / Mirek Pyschny (Schlagzeug)
Tolldreist genial: „Weißes Rössl“ überzeugt. Die Burgfestspiele Mayen wagen sich erfolgreich an einen Singspielklassiker. (…) Sich dabei nicht zu verheben, ist die erfreuliche Leistung der Produktion in der Regie von Catharina Fillers. Denn sie operiert klug mit den vorhandenen Mitteln, die sich hören und sehen lassen können. Wegweisende Grundlage ist dafür das Arrangement der Musik, erstellt von Laurenz Wannenmacher, der bei den Vorstellungen live am Keyboard zusammen mit Johannes Huth (Bass) und Volker Reichling (Schlagzeug) der Musik gerecht wird und diese Kammerfassung mit vielen originellen Ideen flott interpretiert. Gerade mal zehn Darsteller rocken das Ganze: Ganz schön wenig für das „Weiße Rössl“, ganz schön viel für eine intime Spielstätte wie die Burgfestspiele. Ein Spagat, der nur gelingt, weil sich alle auch in weiteren Produktionen der Festspiele eingesetzten Darsteller mit Verve in das turbulente Geschehen schmeißen. Das hat es in sich, etwa in den schweißtreibenden originellen Choreografien von Marie-Anjes Lumpp: Da wird geschuhplattlt, Walzer und Tango getanzt. Und es kommen Talente zum Einsatz, von denen das punktgenau ausgesuchte Ensemble viele mitbringt. (…) Echte Typen, die viel zu bieten haben: Das ist auch in der zweiten Saison von Intendant Daniel Ris das Markenzeichen der Burgfestspiele unter seiner Leitung. Sei es Saskia Kästner, die als Rösslwirtin kräftig schmachten, wüten und hinlangen kann, dazu saftig singt und gar Basstuba spielt. Oder Jan Nicolas Bastel als der in sie verliebte Zahlkellner Leopold: Von seiner stimmlichen Leistung hätte sich sein Kollege der letzten „Rössl“-Großformatproduktion am Mainzer Staatstheater eine Scheibe abschneiden können, darstellerisch passt alles – und wann hat man zuletzt einen Leopold gesehen, der im Ernstfall auch klassisches Ballett drauf hat? (…) Zur Premiere war das Publikum kaum zu halten in seiner Begeisterung zum Schlussapplaus.
„Nun hat Regisseurin Catharina Fillers die Operette für die Burgfestspiele jazzig-frisch aufpoliert und mischt die leise Kaiserreich-Ironie der Vorlage, die durchaus Parallelen zur politischen Gegenwart offenbart, mit augenzwinkernden Anleihen beim zeitgeistigen Humor. (…) Im Mittelpunkt der Handlung steht natürlich die Zähmung der Rössl-Wirtin durch ihren narrisch verliebten Oberkellner Leopold, denen Saskia Kästner und Jan Nicolas Bastel mit schönen Stimmen und harmonischem Zusammenspiel Gestalt verleihen. Da schmilzt man selbst mit dahin, wenn er ihr mit „Es muss was Wunderbares sein von die geliebt zu werden“ seine Liebe gesteht. (…) Tosender Beifall für eine fetzige Operette mit einmontierter Eifel-Burg auf dem Alpen-Panorama-Bühnenbild.“
„Wenn es im Theater ähnlich wie im Pferdesport eine Vielseitigkeitswertung geben würde, dann wären die Mayener Burgfestspiele erster Anwärter auf die Goldmedaille. Nach der umjubelten Premiere der anspruchsvollen Theaterkost „Terror“ kommt das zweite Hauptstück „Im weißen Rössl“ mit einer solchen Leichtigkeit daher, dass es eine Freude ist den Akteuren auf der Bühne zuzusehen. Und die Spielfreude des Ensembles überträgt sich bei der Premiere schnell auf das Publikum. Bei den bekannten Melodien klatschen und singen die Zuschauer schnell begeistert mit. Aber es sind nicht nur die bekannten Melodien, die für die Ovationen sorgen, sondern auch die peppige Inszenierung und abwechslungsreichen Choreografien, mit denen die Mayener Theatermacher aufwarten. (…) Faszinierend ist es zu erleben, dass der Charme des Weißen Rössl in dieser Form mühelos alle Altersgrenzen überspringt. Für die reiferen Semester ist der Zauber erhalten geblieben, sodass sicher zahlreiche Erinnerungen wach werden, während die Inszenierung von Catharina Fillers so frisch gestaltet ist, dass auch die jungen Besucher gut gelaunt auf der Tribüne interagieren. (…) Das Weiße Rössl hat nun also geöffnet und wie es bei Hotels von hoher Qualität üblich ist, empfiehlt sich eine frühzeitige Reservierung, denn die besten Plätze dürften nach dieser Premiere in den nächsten Tagen schnell vergriffen sein.“
„Schrill, bunt, witzig und… entlarvend (…) Standing Ovations waren am Ende die aufrichtige Anerkennung für eine großartige Inszenierung, die es geschafft hat, nicht den Kitsch der 50-er aufleben zu lassen, sondern sich, orientierend am Originalstück aus den 30-ern, als Aufführung mit Witz, Pepp und Ironie in die Herzen des Publikums zu spielen. (…) Für diese gefühlsüberladene, schrille, kitschig-ironische und unbarmherzig entlarvende Komödie gibt’s die Empfehlung: bedingungslos sehenswert!“
„Eine Aufführung voller Witz, Ironie, Tanz und mitreißender Musik. (…) alle Zutaten für einen bunten und unterhaltsamen Theaterabend bei dem die unglaubliche Spielfreude aller Beteiligten sich direkt auf die Stimmung im Publikum überträgt. (…) Das Stück begeistert durch eine enorme Dynamik, die sich sowohl im Gesang als auch in der Choreografie wiederfindet. (…) Tosender Applaus und stehende Ovationen.“
Ein-Personen-Stück von Jürgen Flügge – mit Tino Leo in 13 Rollen
vom 28. Mai bis 21. Juni 2018 als mobile Produktion für Schulen
2018 gingen die Festspiele mit einem Theaterstück direkt in die Schulen. Wir empfehlen unsere mobile Ein-Mann-Produktion für die Klassenstufen 5 bis 9. Und auch für Erwachsene!
Tino Leo spielte in 45 Minuten die spannende Geschichte eines unserer größten, deutschen Helden: Siegfried, König von Nibelungenland. Sie handelt von seiner unstillbaren Abenteuerlust, seinem mutigen Kampf mit dem Drachen, einem prachtvollen Schatz, seiner Treue zum König von Burgundenland und seiner Liebe zu Kriemhild, die ihm letztendlich zum Verhängnis wird.
“Eine Kurzfassung, die begeistert.”
Schwetzinger Tageszeitung
“Tino Leo ist ein Virtuose. Seine Stimme, Körpersprache und skizzenartige Zeichnungen der Charaktere reichen aus, um das Publikum mit auf die Reise zu nehmen.” Allgemeine Zeitung
“Der fulminante Solo-Auftritt packt die Schüler von der ersten Sekunde an.” Badische Neueste Nachrichten
Stück mit Musik von David Greig & Gordon McIntyre
Premiere: 2. Juni 2018
Eine Weinbar in Edinburgh. Helen, erfolgreiche Scheidungsanwältin, wurde gerade mal wieder von ihrem verheirateten Liebhaber versetzt. Bob, ein unauffälliger Kleinkrimineller, wartet auf seinen nächsten Auftrag. Sie sind beide 35, und so wie es aussieht, halten das Leben und diese Nacht nicht mehr viele Überraschungen für sie bereit – also stürzen sich die beiden in einen ziemlich betrunkenen “One Night Stand”. Nach eher enttäuschendem Verlauf schickt sie ihn in die Nacht. Man ist sich einig – das passt wirklich gar nicht. Eigentlich wäre das nun das Ende der Geschichte. Wenn man sich nicht am nächsten Tag zufällig wieder begegnen würde. Beide sind ein paar Wochenendpannen weiter. Helena im vollgekotzten Brautjungfernkleid, Bob mit 15.000 Pfund für Diebesgut in der Tasche, mit denen er es nicht mehr rechtzeitig zur Bank geschafft hat. Aus einem gemeinsamen Nachmittag wird eine lange, schräg-magische Mittsommernacht, in der sie die gesamten 15.000 auf den Kopf hauen, literweise Alkohol auf den Straßen Edinburghs trinken, verschütten, verteilen, Bob die Gitarre seiner Träume kauft und beide in einem Bondage Club zu esoterischen Erkenntnissen kommen. Und vielleicht, ganz vielleicht, ist es auch der Anfang einer großen Liebesgeschichte.
Aber in jedem Fall ist “Eine Sommernacht” eine wunderbar lakonische Komödie über das Leben am Rande des Nervenzusammenbruchs. 48 Stunden die das Leben zweier Mittdreißiger kräftig auf den Kopf stellen. Denn es sollte nie zu spät sein, an eine Veränderung zu glauben. Den Soundtrack dazu liefern die wunderbaren Songs von Gordon McIntyre, die von den beiden Darstellern live gespielt und gesungen werden.
“Wiedererkennungslacher im Minutentakt. (…) Greig spielt federleicht mit den schweren Fragen, die man sich immer mal wieder im Leben stellen sollte. Brillant.”
– Theater heute
Inszenierung: Carola Söllner
Bühne: Flavia Schwedler
Kostüme: Gabriele Kortmann
Technische Leitung: Harald Witt
Mit: Marie Anjes Lumpp (Helena) und Matthias Manz (Bob)
Rasante Dialoge und zackige Rollenwechsel – die Inszenierung überzeugt mit unerwartetem Tiefgang und der grandiosen Leistung der beiden Schauspieler. (…) Die Rollen sind ihnen wie auf den Leib geschnitten. (…) Und das Stück? Das wird die Zuschauer sicher auch noch einige Tage später mit seiner Vielfältigkeit, dem Witz und der Tiefgründigkeit, die zwischen den Zeilen versteckt ist, beschäftigen.
Beide Akteure beherrschen dieses Spiel so meisterhaft, dass man sich immer wieder gerne auf diese gedankliche und emotionale Achterbahnfahrt einlässt. (…) Dafür sorgt aber auch der Bühnenaufbau. Flavia Schwedler hat im Hintergrund die Fassade eines Arbeiterviertels geschaffen und auf der Bühne verschiedene Alugestelle mit Holzeinsätzen scheinbar wahllos verteilt. Die Genialität dieser multifunktionalen Requisiten entfaltet sich erst nach und nach. Durch ständige Umräumarbeiten mit den teilweise zwei Meter hohen Elementen, die Lumpp und Manz trotzdem fast unmerklich in ihr Spiel integrieren, ist ständig Aktion auf der Bühne. Sie werden zu Spiegeln, Bett, Tisch, Barhockern, Cabrio, Regenschirm und Fotoapparat. (…) Abgerundet wird die faszinierende Suche nach dem Sinn des Lebens durch die musikalischen Einlagen, die Lumpp und Manz live singen und spielen.
„Eine Sommernacht“ verzaubert das Arresthaus! Regisseurin Carola Söllner ist es nach ihrem Erfolg mit „Tschick“ im vergangenen Jahr gelungen, erneut für einen Glanzpunkt bei den Mayener Burgfestspielen zu sorgen. (…) als frech, frisch gefühlvoll und auch ein bisschen derb kann man die Inszenierung beschrieben, die von den beiden Darstellern Marie-Anjes Lumpp als Helena und Matthias Manz als Bob mit hoher Schauspielkunst fantastisch umgesetzt wird. (…) Sie schaffen durch ihre einzigartige Präsenz, dass das Publikum ihnen förmlich an den Lippen hängt und keinen Moment der Geschichte verpassen möchte. (…) Dazwischen gibt es immer wieder Musik, wunderbar gesungen von den beiden Schauspielern und fantastisch begleitet von Matthias Manz selbst an der Gitarre. Ein wundervoller Theaterabend, der nicht einen Moment Langeweile aufkommen lässt.
Schauspiel von Ferdinand von Schirach
Premiere: 9. Juni 2018
Die Burghofbühne ist die größte Versammlungsstätte der Stadt Mayen. Im Sommer 2018 fand hier eine Gerichtsverhandlung statt, bei der das Publikum zu Schöffen wird. Schuldig oder nicht schuldig? Erst die Abstimmung am Ende des Abends entscheidet über den Ausgang des Stücks.
Major Lars Koch, Pilot eines Kampfjets der Bundeswehr, hat sich dem Urteil zu stellen. Hat er richtig gehandelt, als er den Befehl erhielt, einen von Terroristen gekaperten Lufthansa-Airbus vom Kurs abzudrängen? An Bord von Flug LH 2047 von Berlin-Tegel nach München sind 164 Menschen. Die Maschine nimmt Kurs auf die Allianz-Arena. Dort findet an diesem Abend vor 70.000 Zuschauern ein ausverkauftes Länderspiel statt. Major Lars Koch muss reagieren. Darf man 164 Menschen töten, um 70.000 zu retten? Wie lauten seine Befehle? Soll er, darf er die Passagiermaschine abschießen, wenn die Terroristen nicht einlenken? Die Uhr tickt und Lars Koch trifft eine Entscheidung. Bestseller-Autor Ferdinand von Schirach stellt in seinem ersten Theaterstück die Frage nach der Würde des Menschen. Darf Leben gegen Leben, gleich in welcher Zahl, abgewogen werden? Welche Gründe kann es geben, um ein Unheil durch ein anderes, vermeintlich kleineres Unheil abzuwehren? Und wer sind die Verantwortlichen? Ist es wirklich Lars Koch allein, der hier vor Gericht steht? Wird er zum Helden oder zum Mörder? Darüber entscheiden jeden Abend die Zuschauer. Die realen Anschläge haben auch in Deutschland auf schrecklichste Weise gezeigt, wie hoch der Preis sein kann, den wir für unsere Freiheit zahlen müssen. Das Stück stellt die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen. Werden wir uns für die Freiheit oder für die Sicherheit entscheiden? Wollen wir, dass die Würde des Menschen trotz der Terroranschläge noch gilt? Und wie definieren wir als Gemeinschaft diese Würde?
Seit ”Die zwölf Geschworenen” hat wohl kaum kein Gerichtsdrama die Theaterbesucher so bewegt. In den Spielzeiten 15/16 und 16/17 steht das Stück auf dem Spielplan von 55 Theatern. Die ARD verfilmte den Stoff in Starbesetzung für das Fernsehen.
Inszenierung: Daniel Ris
Bühne: Flavia Schwedler
Kostüme: Gabriele Kortmann
Technische Leitung: Harald Witt
Mit: Carola Söllner (Nebenklägerin), Heike Trinker (Vorsitzende), Jan Nicolas Bastel (Angeklagter), Dejan Brkic (Staatsanwalt), Georg Lorenz (Oberstleutnant) und Marco Wohlwend (Verteidiger)
Wuchtige Schauspielkunst: Die Inszenierung von „Terror“ in Mayen ist eindringlich. (…) Die Burgfestspiele Mayen mimen eine Gerichtsverhandlung. Sechs Akteure, fünf Stühle, ein Stehpult: Mehr braucht es nicht, um mit dem Schauspiel „Terror“ das Publikum in Hochspannung zu versetzen. (…) Die positive Reaktion des Premierenpublikums darauf belegt dreierlei. Erstens: Die angesprochenen Fragen zu Moral, Recht, Schuld berühren uns alle. Zweitens: Das auf Bühne und Leinwand klassische Format der Gerichtsverhandlung ohne Action kann auch heutige Zuseher packen. Drittens: Intensive Schauspielkunst ist mit sparsamstem Gestus möglich, so er – wie hier reihum – mit sinnfälliger Genauigkeit gesetzt wird. (…) „Terror“ provoziert tiefes Nachdenken über unser Rechtsempfinden; jenseits des konstruierten Falles auch darüber, wie stark der Staat Individualrechte einschränken darf zugunsten der Gemeinschaftssicherheit. Die zurückhaltende Ernsthaftigkeit von Ris‘ Inszenierung befördert diese Qualität erheblich.
Das gab es in der Geschichte der Mayener Burgfestspiele so wohl auch noch nie. In der Pause der Premiere des ersten Hauptstücks „Terror“ wurde ausschließlich und teilweise heftig über die bisher erlebten fünfundsiebzig intensiven Theaterminuten diskutiert. Natürlich auch, weil die Zuschauer in Mayen als Schöffen in das Geschehen bei diesem fiktiven Gerichtsprozess in die Entscheidungsfindung eingebunden sind und nun ihr Urteil fällen sollen, aber vor allem, weil das Spiel des Mayener Ensembles so unter die Haut geht. (…) Das dies gelingt, ist den Akteuren auf der Bühne zu verdanken, denn Terror ist eine Gerichtsverhandlung und diese kommt sehr glaubwürdig rüber. (…) Jeder ist in jeder Sekunde in seiner Rolle, sodass man hin und wieder Zweifel hat, ob es tatsächlich ein Schauspiel ist. Wenn dann die Einzelbefragung der Zeugen beginnt, stehen diese jeweils für etwa zehn Minuten im Mittelpunkt des Geschehens und dann explodieren die Schauspielerinnen und Schauspieler des Mayener Ensembles förmlich. (…) Da ist Zeuge Oberstleutnant Christian Lauterbach (Georg Lorenz), dessen Fassade im Laufe der Befragung durch den Staatsanwalt (Dejan Brkic) löchrig wird. (…) Und dann ist da vor allem die Nebenklägerin (Carola Söllner). Sie hat ihren Mann durch das Attentat verloren, wobei sie Wert darauf legt, dass er ermordet wurde, wie sie bei der ersten Frage klarstellt. Wie Carola Söllner die Seelenqualen dieser Frau auf die Bühne bringt, ist schon fast alleine das Eintrittsgeld wert. (…) Diese Befragungen werden von Heike Trinker als Vorsitzende mit geschickten Fragen gelenkt, die den Mitspielern den nötigen Raum geben, da sich Trinker selbst zwar zurücknimmt, aber trotzdem dauerpräsent wirkt. Unterbrochen beziehungsweise aufgeheizt werden diese Befragungen durch die Zwischeneinlassungen des Staatsanwaltes (Dejan Brkic) und des lässig und gleichzeitig provokant daher kommenden Verteidigers (Marco Wohlwend). Seine kleinen Scharmützel und Spielchen mit der vorsitzenden Richterin und seinem Gegenpart von der Staatsanwaltschaft lockern das Geschehen immer wieder auf, sind von Regisseur Daniel Ris aber so dosiert, dass der Spannungsbogen nie abzusinken droht. Ganz am Ende sind alle Argumente ausgetauscht und nach den Plädoyers liegt die endgültige Entscheidung bei den Schöffen im Publikum. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. (…) Zum Nachdenken und zur Diskussion anregen ist eine der vornehmsten Aufgaben des Theaters – das gelingt in Mayen im besonderen Maße. Und wenn wir schon bei Recht und Gerechtigkeit sind. Es wäre nur gerecht, wenn jede dieser Aufführungen ausverkauft wäre – das Publikum kann auch hier entscheiden, ob ein solches Theaterexperiment in Mayen trägt.
„Terror“ feiert umjubelte Premiere. Das Stück von Ferdinand von Schirach ist ein durchaus harter Brocken für eine Freilichtbühne. Dennoch ist es dem Intendanten Daniel Ris und seinen Schauspielern gelungen, die schwere Kost perfekt zu inszenieren und dennoch die ganze Aufmerksamkeit auf den Inhalt des Stücks zu lenken.
Die Zuschauer in Mayen sind begeistert! Spannende Unterhaltung mit aktuellem Bezug und Tiefgang, sagen die Zuschauer. Das macht auch dem Intendant der Mayener Burgfestspiele, Daniel Ris, Mut: So schwere Kost im Freilichttheater zu spielen, ist durchaus ein Experiment.
Das Gerichtsschauspiel „Terror“ ist nicht das typische Freilichttheater-Stück für laue Sommerabende. Oder doch? In Mayen kam das Stück bei den ersten Vorstellungen hervorragend an. Denn es entwickelt einen unglaublichen Sog und ist spannend vom Anfang bis zum Ende. (…) Mein Fazit: Karten kaufen, reingehen, anschauen, sich Gedanken machen, sich eine Meinung bilden, eine Entscheidung fällen, und mal wieder mit Freunden, Verwandten und Bekannten oder Wildfremden in der Pause nach Herzenslust diskutieren.
Alle Fotos © Peter Seydel
Burgfestspiele Mayen | Stadt Mayen
Rathaus Rosengasse, 56727 Mayen
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